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Wenn der Rasenmäher explodiert …

Oder: Wie kann gewaltfreie Kommunikation beim Rasenmähen helfen?

In diesem Post möchte ich dir eine kleine Begebenheit schildern, wo ich mir gewünscht hätte, anders als z.B. mit reagiert zu haben. Meinen Drang, es “richtig” zu machen, “richtig zu kommunizieren” nicht so gespürt hätte, um später nicht ins Rechthabenwollen zukommen. Denn im Entwicklungsstadium der gewaltfreien Kommunikation, kann das durchaus passieren, dass du diesen Drang spürst. Aber darauf will ich zum Schluss noch einmal zurückkommen.

An einem warmen Sommertag fragte ich meinen Sohn, ob er mir beim Rasenmähen helfen wolle. Er sagte ja – zu meiner großen Freude. Ich liebe es, wenn ich unterstützt werde und mit meinen Kindern etwas gemeinsam tun kann.

Auch wenn dieses Tun “nur” gemeinsame Gartenarbeit ist. Denn auch hier können wir gemeinsam Pausen einlegen, plaudern und in Verbindung gehen.

Er steckte sich seine Kopfhörer ein. Das war ok, denn beim Rasenmähen plaudert es sich ohnehin schlecht ;-), und fing an zu Mähen. Anfangs mit Elan und Freude. Doch zu fortgeschrittener Zeit bemerkte ich immer mehr Ärger. Ich sah sogar, wie er später den Rasenmäherkorb schon etwas heftiger auf den Boden schmiss und sich seine Mundwinkel immer mehr nach unten zogen.

Zulange gewartet

Ich beobachte die Szenerie und in mir spielte sich ein Kopfkino voller verurteilender Gedanken und Fragen ab: Wieso hat er keine Freude wenn wir gemeinsam arbeiten? Das gibt’s ja nicht, wie kann man sich selber das Leben so schwer machen und immer mit einer finsteren Miene herumlaufen? Die Arbeit geht doch viel leichter von der Hand, wenn man sie mit einem Lächeln auf den Lippen erledigt!

Ich merkte, wie in mir der Ärger hochkroch. Weil sein Missmut, mir zu helfen, immer größer wurde (zumindest glaubte ich das in meinen Gedanken). Ich versuchte, mich zu beruhigen. Aber leider nicht mit Hilfe der GFK, sondern mit Ratschlägen und Beschwichtigungen: Das hat nichts mit dir zu tun. Es ist doch seine Sache, was für ein Gesicht er macht.

Das funktioniert nicht wirklich. Wenn du schon einmal in so einer Situation warst und dich selbst beruhigen wolltest oder beschwichtigt hast, weißt du, wovon ich rede. Der erhoffte Erfolg hat sich nicht eingestellt.

Was dann passierte, war nur eine logische Konsequenz. Mein Ärger übermannte mich. Ich stapfte zielstrebig auf ihn zu und fragte ihn mit etwas schroffer Stimme: “Was ist? Freut es dich nicht, wenn wir gemeinsam was machen? Hast du überhaupt keine Freude daran, mir zu helfen?”

Manuel sagte mit gebrochener Stimme: “Nein!” – und zeigte auf seine Schuhe. Er hatte zum Rasenmähen seinen neuen weißen Vans angezogen und sich diese grün eingefärbt.

Das war der Auslöser seines Ärgers. Und nicht, weil er mit mir gemeinsam arbeitete. Und schon tappte ich in die nächste Falle

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Quelle: Pixabay

Das Rechthabenwollen Hick-Hack

Anstatt ihm Empathie zu geben, um mit ihm in Verbindung zu kommen, fing ich ihn aus leichten “Schuldgefühlen” heraus zu trösten an. Ich sagte ihm: “Die werden doch wieder sauber, das mache ich dann schon!”

Klar, dass ein Mensch, der nicht wahrgenommen wird, der nicht in seinem Ärger und seinem Bedürfnis gesehen wird, nicht so reagiert, wie erwartet. Anstatt einem “Danke!” kam ein lautes: “Nein, die werden nie wieder sauber!”

Leider schaffte ich es auch hier nicht auszusteigen. Das Rechthabenwollen Hick-Hack “Doch, die werden sauber vs. nein die werden nicht sauber!” fing an.

Als er sagte, er werde die neuen Vans wegschmeißen, klinkte ich mich aus. Ich ging, um mich zu beruhigen und abzukühlen. Bevor ich etwas sagte, was mir später leid tun würde.

Dar nächste Fauxpas ließ nicht lange auf sich warten.

Etwas aus Erwartung tun

Ich ging weiter meiner Arbeit nach, um mich zu beruhigen. Gleichzeitig beobachtete ich auch heimlich meinen Sohn weiter. Jetzt wo ich das ganze Revue passieren lasse, sehe ich selbst, wie blöd da war. Auf diese Aussage komme ich später noch zu sprechen ;-).

Er verschwand für einen Augenblick und kam mit Arbeitsschuhen wieder. Ich dachte mir: Ah, um sie nicht noch mehr schmutzig zu machen, hat er die Schuhe gewechselt. Klug. Doch irgendetwas lies mich nicht los. War es Neugier, Zweifel, ich weiß es nicht. Ich ging ins Haus und fand die Schuhe tatsächlich im Mistkübel.

In meiner vermeintlich “gutmütigen Väterlichkeit” nahm ich sie raus und fing an, sie sauber zu machen. Möglicherweise fragst du dich jetzt, was daran falsch ist.

Nichts – außer der Einstellung. Ich machte die Schuhe nicht sauber, um ihm eine Freude zu machen. Sondern um zu beweisen, dass ich Recht habe und die Schuhe tatsächlich sauber werden.

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Das bittere Ende

Das war letztendlich, was diesen Vorfall eskalieren ließ. Mein Rechthabenwollen und das völlige Ignorieren der Gefühle und Bedürfnisse meines Kindes. Vielleicht denkt du dir jetzt: Das müssen sie lernen, das wird doch sonst nirgends gemacht und ein dickes Fell schadet niemandem. Aber warte ab.

Zurück zur Geschichte. Ich ging mit den stellenweise gereinigten Schuhen raus und hielt sie ihm unter die Nase. Ich wollte damit beweisen, dass sie doch wieder sauber werden.

Was glaubst du, war seine Reaktion?

Genau. Kein Danke.

Sondern: Da sind sie schmutzig, da ist noch grün usw. In meinen Brustkorb schoss die Wut ein! Meine Gedanken rasten und kreisten darum, einen so undankbaren Jungen zu haben. Anstatt sich zu freuen und mir dankbar zu sein, meckert er noch! Und schon platzte es aus mir heraus: “Weist was! Wenn es dir nicht passt und du nur am Nörgeln bist, dann schleich dich, das brauch ich nicht!”

Er verließ weinend den Schauplatz. Und ich blieb zurück – mit einem schlechten Gewissen und selbstverurteilenden Gedanken:

Super gemacht! Ein paar Jahre GFK Trainings absolviert und dann sowas. Du kannst stolz auf dich sein, du Idiot.

Der Drang, es “richtig” zu machen

Ich habe daraus gelernt. Denn das ist letztendlich, was zählt. Die Annahme, dass jeder Mensch in jedem Augenblick seines Lebens sein Bestes gibt, was er gerade in Verbindung zu seinen Gefühlen und Bedürfnissen hat, darf ich auch bei mir anwenden.

So schaffte ich es, nach kurzer Zeit zu mir zu kommen und zu reflektieren. Was war jetzt wirklich schiefgelaufen?

Erstens: Ich habe zulange gewartet. Anstatt gleich zu ihm hinzugehen und noch mit ruhiger Stimme zu fragen: “Hey, was ist los, ich sehe dass du den Korb aufhaust und deine Mundwinkel tief stehen. Was ist los, möchtest du es mir sagen?” war mir Perfektion wichtiger. Aus dem Drang heraus, es richtig zu machen, um jeden Preis mit ihm in Verbindung zu bleiben und es friedlich zu lösen, wartete ich zu lange und beschwichtigte mich nur.

Das bringt mich zu Zweitens: Es hat mehr Sinn oder es hilft mir mehr, wenn ich mir selbst Empathie gebe und meine Gefühle und Bedürfnisse erforsche. Das Ergebnis kann ich dann meinem Sohn sagen und wir werden mit großer Wahrscheinlichkeit in Verbindung bleiben und so zu Lösungen kommen.

Empathie statt trösten und Rechthabenwollen

Drittens: Genauso wie ich ihm Empathie hätte geben können, als er auf die Schuhe zeigte. Genauso wenig, wie trösten und beschwichtigen bei mir funktioniert, funktioniert es bei meinem Sohn oder irgend jemand anderem. Hier wäre die Frage verbindend gewesen:

Rechthabenwollen, Vater, Tochter, Hören, Reden, Kommunikation, Familie;

Quelle: Pixabay

“Ärgerst du dich gerade, dass du deine Schuhe grün eingefärbt hast? Machst du dir Sorgen, dass deine Lieblingsschuhe nie wieder sauber werden?”

Es hätte vielleicht noch ein bis zwei Nachfragen gebraucht. Aber irgendwann hätte er sich entspannt und ich wäre mit einer Bitte gekommen: “Kannst du mir sagen, ob ich dich vielleicht unterstützen kann? Möchtest du, dass ich nachher versuche, ob sie wieder sauber werden?” Dann hätte dieses Rechthabenwollen Hick-Hack gar nicht erst angefangen. Diese Frage wäre effizienter gewesen, um diesen Konflikt beizulegen.

Von Herzen geben statt Rechthabenwollen

Eines habe ich gelernt: Wenn ich etwas tue, dann nur aus der Freude heraus, dem Leben dienen zu können. Oder das Leben anderer zu bereichern. Leider habe ich in dieser Situation meine Handlungen mit einer Erwartung verknüpft. Sonst wäre es mir eher möglich gewesen, die Reißleine zu ziehen.

Das heißt nicht, dass ich mich nicht freue, wenn mein Sohn Danke sagt. Oder ich mich ärgere, wenn mein Sohn, nur die schmutzigen Stellen aufzählt und nicht sieht, dass ich mich bemühe. Er hat nicht darum gebeten und ich habe nicht gefragt, ob es für ihn passt.

In einem Artikel schrieb ich mal

Erhoffe dir alles, erwarte dir nichts Michael Bauer

Warum ich mir sicher bin, dass es anders so wie beschrieben funktioniert und leichter ist?

Weil ich es schon unzählige Male erleben durfte. All die Situationen, wo ich den Mut hatte, ich selbst zu sein. Mein Bedürfnis zu benennen und mich stark und mutig zu zeigen, (trifft es für mich besser als verletzlich, denn es erfordert viel Mut für mich), waren Momente tiefer Verbindung.

Mit einem riesigen Benefit: Lösungen und andere Strategien kamen viel schneller auf den Tisch und fanden viel schneller Anklang.

Alles Liebe, dein





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